Neurowissenschaften, Ethik & Recht

Mind-Reader: Kommunikation im vegetative state

Vor ein paar Tagen sah ich die BBC Dokumentation: Mind Reader – Unlocking my Voice über Adrian Owens Versuche, mit Patienten im “vegetative state” per fMRI zu kommunizieren. Die Idee ist einfach und die Ergebnisse beeindruckend. Owen versucht die Personen dazuzubringen, verschiedene, deutlich abgrenzbare neuronale Aktivitätsmuster zu erzeugen, etwa, indem sie an Körperbewegungen wie Tennisspielen denken oder eine räumliche Orientierungsleistung vollbringen sollen. Wenn das erfolgreich ist, stellen sich die Patienten im fMRI also vor, Tennis zu spielen, was dann eine Aktivierung im Motorcortex zur Folge hat. Wenn dies gelingt, kann man diese Vorstellungen zu Antworten machen: Tennisspielen heißt “ja”, durch die Wohnung laufen “nein”. Anschließend kann Owen Fragen stellen, etwa, ob der Patient Schmerzen habe.

Bild von der Webseite Owens

Leider gelingt dies nur in rund 20% der Fälle. Die anderen Patienten bleiben “unresponsive”, was daran liegen könnte, dass sie kein Bewusstsein mehr haben. Der schwierige Umgang mit diesen Patienten und die quälenden Fragen, die sich für Angehörigen stellen, zeigt der Film ebenso. Und natürlich wirft diese Methode philosophische & ethische Fragen auf: Was heißt es eigentlich, wenn Patienten in dieser From reagieren können – sind sie dann bei Bewusstsein (so Owen). Das muss es natürlich nicht zwingend heißen, aber immerhin scheinen sie Sprache verstehen und aktiv, willentlich geistige Vorstellungen hervorrufen zu können. Und was heißt es, wenn man dies nicht kann? Irgendwann steht natürlich die große Frage im Raum, von der jetzt noch niemand sprechen möchte: Ließe sich in der Zukunf auf diese Weise über Leben und Tod entscheiden? Was wäre die ethisch richtige Antwort, wenn eine locked-in Person sagen würden, dass sie in diesem Zustand nicht weiter leben möchte?

Der Film ist sehenswert. Leider kann er aus D nicht über die BBC Seite gestreamt werden. Hier ein Artikel in Nature über Owens Arbeit.

 

 

You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed.